Bunte Hula Hoop Reifen Bunte Hula Hoop Reifen
Foto: Franca Hengstermann

Menschen

Hoop, Hoop, Hurra!

Zuerst erschienen im MÜNSTER! Magazin #111 (März 2022).

Wer bei Hula Hoop noch an Kindergeburtstag oder Zirkus denkt, der hat da etwas nicht mitbekommen. Etwas Großes. Die bunten Reifen sind längst mehr als ein Spielzeug oder ein Utensil für Artisten in der Manege. Sie sind Sport, Tanz, Lebensgefühl. Den ultimativen Beweis dafür liefern Anna Gross und Kira Milena Rahn (genannt Milli). Die beiden jungen Frauen haben Hula Hoop zu ihrem Leben gemacht – und zu ihrem Beruf: Anna ist unter dem Künstlernamen Hoopsala als Hoop-Tänzerin und -Trainerin unterwegs, sie gibt Workshops, Hoopdance-Kurse und tritt bei Shows auf. Milli produziert handgemachte Hula Hoop Reifen und verkauft diese in ihrem Online Shop Lucky Hoops, sie ist zertifizierte Hoopdance Trainerin, gibt Workshops und veranstaltet gemeinsam mit Anna lokale Events. Die beiden jungen Frauen sind damit gewissermaßen Pionierinnen der münsterschen Hoop-Szene. Und die wächst momentan rasant!

Doch was hat es mit den runden Reifen, die in allerlei schillernden Farben, Größen und Mustern daherkommen, auf sich? Was man beim Hula Hoop machen kann, geht weiter über das klassische Rotieren des Reifens in der Taille, wie man es aus Kindertagen kennt, hinaus. Beim Hoopdance wird, wie der Name schon verrät, in erster Linie getanzt – aber eben mit Reifen. Dieser wird in fließenden Bewegungen in Choreographien eingebaut, indem er um alle denkbaren Körperteile geschwungen, gedreht, balanciert wird. Klingt kompliziert? Ist es nicht!

Anna Gross aka Hoopsala beim Hula Hoopen Foto: Milky
2017 entdeckte Anna das Hoopen für sich, heute gibt sie Kurse, Workshops und tritt bei Events auf. Auf ihrem Instagram-Profil @hoopsalamuenster bekommt man einen Eindruck davon, was mit einem Reifen alles möglich ist.

„Bevor ich angefangen habe, dachte ich: Das kriege ich bestimmt nicht hin! Ich habe zwar immer gerne getanzt, war aber nie sportlich, bin weder besonders geschickt noch motorisch begabt. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass ich das lernen kann“, berichtet Milli, die 2020 mit dem Hoopen begann. Ihre Zweifel waren unbegründet, wie die Entwicklung zeigt: Milli verliebte sich sofort in den Tanz mit dem Reifen. „Man hat am Anfang total schnell viele Erfolgserlebnisse!“ Sie brachte sich das Hoopen zunächst autodidaktisch bei und lernte für sich allein – es herrschte gerade pandemiebedingter Lockdown – durch „abgucken und nachmachen bei Instagram“. Nach einem Jahr wollte die 35-Jährige dann aber doch auch mal Unterricht nehmen, um weitere Tricks zu lernen, und landete in einem Online-Kurs bei Anna. So lernten sich die zwei Hooperinnen – die seit vielen Jahren in Münster leben und zufälligerweise beide aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis stammen – kennen und pflegen heute sowohl eine freundschaftliche als auch eine geschäftliche Beziehung.

Hoop Jam im Südpark in Münster Foto: Foto GrossAufnahme e.K.
Im Südpark fliegen sie schon, die bunten Hula Hoop Reifen. Hier und auf anderen Grünflächen der Stadt veranstalten die Hooperinnen Anna und Milli im Sommer Workshops und sogenannte Hoop Jams, zu denen Teilnehmerinnen aus ganz Deutschland anreisen.

„WIE EINE EISKUNSTLÄUFERIN MIT IHREN SCHLITTSCHUHEN“

Anna, die sich auf Instagram @hoopsalamuenster nennt und dort Videos von sich beim Hoopdance teilt, entdeckte ihre Leidenschaft fürs Hoopen schon etwas früher. „Das war im Sommer 2017. Ich lag im Südpark und sah eine junge Frau mit Hula Hoop Reifen.“ Anna, ursprünglich gelernte Personaldienstleistungskauffrau, war sofort fasziniert. „Die war eins mit dem Reifen, wie eine Eiskunstläuferin mit ihren Schlittschuhen!“. Kurzerhand kaufte Anna sich einen eigenen Reifen, „für 2,50 Euro beim Discounter, mit dem es dann erst einmal gar nicht geklappt hat“, erinnert sich die 36-Jährige lachend. Als sie es aber mit einem geliehenen Reifen einer Freundin ausprobierte, machte es Klick. Auch sie übte zunächst zuhause mit YouTube-Videos und machte einfach nach, was sie dort sah. „Ich hab dann irgendwann ganz überrascht gemerkt: Hey, das klappt besser als alle anderen Sportarten, die ich bisher ausprobiert habe! Und es macht auch mehr Spaß, weil es sich gar nicht anfühlt wie Sport“. Schon drei Monate später mietete sie im ABI im Südpark die Turnhalle und begann, sich dort mit Freundinnen zum Hoopen zu treffen und sich gegenseitig Tricks mit dem Reifen zu zeigen. Daraus entstand schließlich Annas erster Kurs, es folgten Workshops, Kooperationen mit Schulen und dem Kreativhaus sowie Auftritte – wie etwa auf großen Festivals wie dem Summer Jam oder letztes Jahr bei der Langen Nacht der Museen im LWL-Museum.

„Wenn man in Münster mit einem Reifen im Park unterwegs ist, wird man schon noch oft darauf angesprochen“, so Hoop-Profi Milli, „während man am Venice Beach in Los Angeles heute wahrscheinlich genauso viele Menschen mit Reifen in der Hand sieht wie Leute mit Skateboard!“. In Amerika boomte Hula Hoop nämlich schon vor 15 Jahren, damals noch hauptsächlich als Hoopfitness – also dem Reifen als Hilfsmittel für schweißtreibende Workouts. In Deutschland kam der Boom 2020. Seitdem explodiert die Hoop-Community – allerdings eher in den heimischen Wohnzimmern und virtuell in den sozialen Medien, als dass die Reifen schon „auf der Straße“ angekommen sind wie in den USA.

Anna Gross aka Hoopsala beim Hula Hoop Foto: Artinez Photography
Anna liebt es, bei Workshops mit den Teilnehmerinnen zu lachen und das Strahlen auf ihren Gesichtern zu sehen. 2021 veranstalteten Milli und sie mehrere Hoop Jams unter freiem Himmel, hier auf einer Wiese in der Nähe des Skaters Palace.

HOOPEN FÜR DAS SELBSTBEWUSSTSEIN

Doch was macht den Sport so faszinierend? „Für mich ist es die meditative Wirkung, die ich sonst von keiner anderen Tätigkeit kenne“, so Milli. „Es ist nicht nur eine körperliche Betätigung, auch der Kopf ist immer mit dabei. Dadurch, dass Körper und Geist vereint sind, ist man total bei der Sache und kann super abschalten. Man denkt dabei an nichts anderes.“ Hoopen fördert also sowohl die Konzentration als auch die Motorik – und ist ganz nebenbei ein Ganzkörpertraining, bei dem in einer Stunde schnell mal 600 – 900 Kalorien verbrannt werden. „Es sieht zwar von außen nicht so aus, aber nach zehn Minuten am Stück kommt man ganz schön aus der Puste!“, so Milli.

Anna erklärt sich den Hype um Hula Hoop so: „Das Coole ist, dass es keine Regeln, kein richtig oder falsch gibt.“ Mit den vielen verschiedenen Tricks habe jeder eine Möglichkeit, seinen ganz eigenen Einstieg zu finden. Das macht das Hoopen zu einem sehr individuellen Sport – auch, weil man den Hoop Flow zur Musik seiner Wahl macht. „Mit dem Reifen in den Flow zu kommen, ist auch eine Reise zu dir selbst“, so Anna. In ihren Kursen macht sie eine spannende Beobachtung: „Beim Hoopdance hat jede, die damit anfängt, einen Grund – und der ist in den seltensten Fällen die Figur. In meinen Kursen sind Mädels, die gerade eine Trennung hinter sich und Liebeskummer haben, die im Beruf stark eingebunden sind und einen Ausgleich für ihren Bürojob suchen, oder Frauen, die nicht gerne ins Fitnessstudio gehen, weil sie es nicht mögen, sich miteinander zu messen“, beschreibt die Trainerin ihre Teilnehmerinnen. Anna glaubt, dass Hoopdance den Frauen das Gefühl gibt, etwas Besonderes zu können. „Das gibt vielen ein Selbstbewusstsein, was an anderer Stelle fehlt, und deswegen bleibt man auch dran.“ Kollegin Milli stimmt zu. „Jeder, der damit anfängt, sagt, dass es etwas mit einem macht in den ersten Monaten. Es lässt das Selbstwertgefühl wachsen.“

Hoop Jam am Coconut Beach Foto: Artinez Photography
Anna (vorne links) und Milli (vorne zweite von rechts) freuen sich schon darauf, wenn wärmeren Temperaturen wieder Hoop Jams unter freiem Himmel erlauben - wie hier im vergangenen Jahr am Coconut Beach.

Hoopen kann jeder lernen, körperliche Voraussetzungen gibt es keine. Das einzige, was man braucht, um loslegen zu können, ist ein Reifen – und dafür ist Milli Spezialistin. Als sie als frische Hooperin merkte, dass es in Deutschland schwer ist, an gute Reifen zu kommen, machte Milli – ursprünglich gelernte Immobilienkauffrau und BWL-Absolventin – sich mit ihrer Manufaktur Lucky Hoops selbstständig. Warum diese Marktlücke noch nicht längst geschlossen war? „Es gibt nur einen Hersteller, der die ganze Welt mit den Rohmaterialien beliefert, und der sitzt in Amerika. Da traut sich kaum jemand heran, weil man natürlich erst einmal eine Menge Geld vorschießen muss, um alles herüberzuholen.“ Die Meterware an Hoop-Rohr kommt in riesigen Paketen, und wenn man dann noch eine größere Farbpalette anbieten will, ist das mit hohen Lieferkosten verbunden. Und die Farbauswahl bei Millis Manufaktur ist groß! Pinke wie grüne, einfarbige wie gemusterte, glänzende wie reflektierende und sogar im Dunkeln leuchtende Reifen in verschiedenen Größen, Gewichten und für verschiedene Zwecke findet man in Millis liebevollem Online-Shop. Welcher für den Einstieg der richtige ist – das hängt zum Beispiel von der Körpergröße ab, aber auch davon, ob man damit eher Hoopdance oder Hoopfitness machen will –, erfährt man von Milli in ei- ner individuellen Beratung. Die meisten ihrer Neukundinnen hätten schon einen Reifen zuhause, weil sich viele erst einmal ein billiges industrielles Massenprodukt kaufen. „Und dann ist der Frust groß, wenn es mit dem Hoopen nicht klappt – was aber in der Regel am Reifen liegt“, so Expertin Milli. Deswegen rät sie jeder Hooperin, sich an eine Manufaktur zu wenden, in der man persönlich beraten wird – von jemandem, der selber hoopt und sich mit dem Produkt auskennt.

Reifen-Manufaktur von Lucky Hoods Foto: Franca Hengstermann
In ihrer Reifen-Manufaktur hat Milli alle Farben und Muster vorrätig, die man sich nur wünschen kann. Verschickt werden die liebevoll gestalteten Reifen aufgrund ihrer Größe in Pizzakartons!
Kira Milena Rahn, Gründerin von Lucky Hoops, in ihrer Reifen-Manufaktur Foto: Franca Hengstermann

DER SOMMER WIRD BUNT UND RUND!

Während die Pandemie für viele Sportarten eine große Einschränkung bedeutet, ist die Umstellung auf Online-Kurse via Zoom beim Hula Hoop gut möglich. Trainerin Anna berichtet: „Viele Mädels, die während des Hula-Hoop-Booms 2020 mitten in der Pandemie damit angefangen haben, kennen es gar nicht anders und finden es ganz normal, zuhause vor dem Bildschirm zu hoopen“. Ein weiterer Vorteil der virtuellen Kurse und Workshops, die Anna über Zoom anbietet: So können auch Teilnehmerinnen aus ländlichen Gegenden mitmachen, in denen sie weit und breit der einzige Hoopie sind und keine Trainings angeboten werden. Durch Online-Kurse und den Austausch in sozialen Medien entsteht so eine große, vernetzte Community mit einer Menge gegenseitigem Support.

„Ich freue mich aber trotzdem, dass ich inzwischen auch wieder meine Präsenz-Kurse in Münster geben kann! Hoopdance lebt von der Energie, die man live noch viel mehr spürt, vom gemeinsamen Lachen und dem Strahlen in den Gesichtern der Teilnehmerinnen, wenn ein Trick gelingt“, so Anna. So erlebten sie und Milli es etwa letzten Sommer, als sie monatliche Hoop Jams unter freiem Himmel veranstalteten, zu denen Teil- nehmerinnen aus ganz Deutschland anreisten und für ausgebuchte Hotels in Hiltrup sorgten. Auch für 2022 sind wieder Workshops und Open-Air-Events geplant, die Anna und Milli für die lokale Hoop-Szene organisieren und zu denen jeder – ob Einsteigerin oder fortgeschritten – herzlich eingeladen ist.

Männer beim Hula Hoop auf dem Reggae Jam Festival Foto: Blumeblau
Bisher ist Hula Hoop ein frauendominierter Sport. Männer könnten es jedoch mindestens genauso gut und sollten sich ruhig trauen, so Milli - wie hier auf dem Reggae Jam Festival.

Was auffällt, wenn es um die Trendsportart geht: Es scheint kaum männliche Hooper zu geben. „Obwohl die es – wenn sie es denn probieren – meist auf Anhieb besser können als Frauen, wahrscheinlich wegen ihres räumlichen Denk- vermögens!“, erzählt Milli lachend. Und auch Spaß hätten die Männer daran, wenn sie einmal über ihren Schatten springen würden. Dass dies so selten passiert, erklärt sich Milli mit dem femi- ninen Image, das dem Hula Hoop noch immer anhaftet. Ein schlechter Grund – „Traut euch, Män- ner!“, findet sie zu Recht. Denn eins steht fest: Hula Hoop ist nicht nur ein Sport. Hula Hoop ist Lebensfreude, Energie und Selbstbewusstsein mit Wohlfühlfaktor. Sei es zuhause vorm Spiegel oder am Aasee, auf der Sentruper Höhe oder im Südpark – let’s start hooping!

Lila Hula Hoop Reifen von Lucky Hoops Foto: Franca Hengstermann
Die Reifen aus Millis Manufaktur werden sowohl in der Natur als auch im heimischen Wohnzimmer gerne genutzt - wo immer sich die Hooperin wohler fühlt.

KURSE BEI ANNA

Instagram @hoopsalamuenster 
hoopsalamuenster@gmail.com

MILLIS ONLINE-SHOP

Instagram @luckyhoops 
luckyhoops.de

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